Gebäudesanierung wichtiger Baustein der Energiewende - Bauen auf der "grünen Wiesen" angesichts wachsender Leerstände nicht zeitgemäß
Die entscheidende Bedeutung von energetischer Gebäudesanierung auf dem Weg zu 100 % regenerativer Energien wurde auf einer Diskussionsveranstaltung des GRÜNEN Ortsverbandes deutlich. Bereits eine Halbierung des Energieverbrauches im Wohnbereich würde mehr Energie sparen, als sämtliche Atomkraftwerke in Deutschlang bisher produzieren.
Frank Roth von der Ökostation zeigte zu Beginn der Veranstaltungen Infrarot-Bilder einiger Privathäuser und des früheren Kulturzentrums, auf denen anhand unterschiedlicher Farbwerte klar zu erkennen war, wo die Wärme aus dem Haus strömt. Sehr deutlich wurden die unterschiedlichen Wärmeverluste zwischen gedämmten und ungedämmten Wänden. Aber auch in teilsanierten Gebäuden sind oft noch Schwachstellen zu entdecken, z.B. Kellerfenster oder Wärmebrücken am Bodenfundament.
Der Barsinghäuser Architekt Dirk Nolte verdeutlichte den Ablauf einer Sanierung am Beispiel eines Energieberatungsberichtes für ein Mehrfamilienhaus aus Hohenbostel. Zunächst wird der Zustand des Hauses erfasst und ermittelt, durch welche Sanierungsmaßnahmen, welche Einspareffekte erzielt werden können.
Für jede einzelne Maßnahme, z.B. Dachsanierung, Fenstererneuerung, Wanddämmung oder Heizungserneuerung, kann dann eine Amortisationszeit berechnet werden. Auch wenn einige Sanierungen erst nach rund 20 bis 30 Jahren "amortisiert" sind, sollte den Hausbesitzern klar sein, dass Sie die Kosten für den Umbau eben nicht "sparen“ können, sondern im gleichen Zeitraum einen ähnlichen hohen Betrag für Gas und Öl ausgeben. Dazu kommt, dass mit einem erheblichen Wertverlust zu rechnen wäre, wenn man auf energetische Sanierung verzichtet. Nolte plädierte dafür, sich nicht nur an der untersten Grenze der gesetzlich vorgeschriebenen Wärmedämmung zu orientieren, da sich bereits abzeichne, dass in Zukunft mit noch höheren Anforderungen zu rechnen sei. So gäbe es bereits Modellprojekte, in denen ältere Einfamilienhäuser in Passivhäuser oder sogar Plus-Energie-Häuser verwandelt wurden, also sogar Energie erzeugten statt zu verbrauchen.
In der anschließenden Diskussionsrunde war man sich einig, dass angesichts von wachsenden Leerständen im Bereich der Siedlung und einigen Ortsteilen, die großflächige Ausweisung von Neubaugebieten nicht sinnvoll sei. Ein Teilnehmer stellte die Frage, ob in manchen Fällen "abreißen und neu bauen" nicht günstiger sei, als eine Sanierung. Nach Ansicht von Dirk Nolte ist dies meistens nicht der Fall, da die Weiternutzung der Bausubstanz durchaus Vorteile in der Energiebilanz habe.In Hannover seien mit Unterstützung der Klimaschutz-Agentur einige 50er- und 60er-Jahre-Häuser mustergültig saniert worden. Dabei konnte durch Anbauten oder Dachgeschossausbau die Wohnfläche deutlich vergrößert werden.
Aus der Runde wurde angeregt, dass auch die Stadtentwicklungsgesellschaft im Rahmen eines Wettbewerbs oder Modellprojektes einige ältere Häuser, z.B. dort wo Kindergärten und Schulen in der Nähe sind, erwerben, energetisch sanieren und an junge Familien vermarkten könnte. „Die bloße Vermarktung von Grundstücken in Neubaugebieten, in denen nicht einmal vorbildliche ökologische Standards gelten, ist jedenfalls keine nachhaltige „Stadtentwicklung“, so Ortsverbandssprecher Andreas Hartig.