Bärbel Cronau-Kretzschmar
Ich bin 64 Jahre alt, habe 2 erwachsene Söhne, 4 Enkelkinder und 2 fast erwachsene Stiefenkelkinder. Aufgewachsen bin ich in Arnsberg im Sauerland. Bis 1984 habe ich in Hannover Architektur studiert und anschließend 30 Jahre lang zusammen mit meinem Mann ein Architekturbüro mit Schwerpunkt Denkmalpflege erst in Hannover dann in Naumburg an der Saale geführt. Seit 2014 bin ich beim Gebäudemanagement der Stadt Hannover im Bereich der Projektsteuerung großer Schulbauprojekte tätig. Vor 5 Jahren sind wir nach Barsinghausen gezogen und leben mit unserem jüngeren Sohn und seiner Familie in einem Mehrgenerationenhaus.
Politisch aktiv bin ich seit meinem 15. Lebensjahr. Ich war von Anfang an grüne Sympathisantin und habe an den großen AKW-Demonstrationen in Grohnde, Brokdorf und Gorleben teilgenommen. Parteipolitisch bin ich aber erst vor rund 20 Jahren bei Bündns90/Die Grünen aktiv geworden, als Familie und Beruf es zeitlich zuließen. 2009 wurde ich für die Grünen in den Naumburger Stadtrat gewählt und Anfang 2014, kurz bevor ich die Stelle in Hannover annahm, wiedergewählt.
Da ich in Naumburg Mitinitiatorin des dortigen Architektur- und Umwelthauses war, suchte ich hier in Barsinghausen Anschluss an vergleichbare Initiativen. Es war wohl eine glückliche Fügung, dass ich zu einem wichtigen aber auch kritischen Zeitpunkt in den Kulturverein Krawatte e.V. einsteigen und mein Wissen bezüglich Förderungen einbringen konnte. Seit 3 Jahren bin ich Vorstandsmitglied und baue mit viel Freude die Kulturfabrik als soziokulturelles Zentrum mit auf. Fabrikumnutzungen stehen sinnbildlich für mein gesamtes politisches Engagement. Visionäre und herausfordernde Ziele können ungeahnte Kräfte hervorrufen und so Veränderungen bewirken.
Bedingt durch meinen beruflichen Hintergrund sehe ich neben den Themen Bauen und Wohnen einen meiner Schwerpunkte allgemein in der kommunalen Stadtentwicklung. Kommunen müssen zukünftig wieder viel mehr Gestaltungsspielräume bekommen, dafür möchte ich mich einsetzen. Nur wenn sie über ausreichend Boden und Finanzen verfügen, können sie die anstehenden Aufgaben wie mehr Gemeinwohlorientierung und Bürgerbeteiligung, soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz bewältigen. Aktive Bodenpolitik bedeutet die verstärkte Nutzung von Vorkaufsrechten und eine Verhinderung von weiterem Ausverkauf an kommunalen Flächen. Am 07. Mai wurde dazu vom Bund die gesetzliche Grundlage durch das Baulandmobilisierungsgesetz geschaffen.
Mein 2. Schwerpunkt ist natürlich Kunst, Kultur und Baukultur. Diese müssen gestärkt und gefördert werden. Unter den nach der Pandemie drohenden klammen Kassen darf nicht wieder die Kultur besonders leiden. Bereits unter dem letzten Sparzwang wurden Kultur und Tourismus ehrenamtlichen Vereinen überlassen und die Stadt aus der Mitverantwortung entlassen. Ein großer Fehler wie ich finde, da Einmischungen durch Kultur essenziell für unsere Demokratie sind, und zusammen mit nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Tourismusangeboten einer Kleinstadt wie Barsinghausen im Naherholungsbereich von Hannover Aufmerksamkeit, Attraktivität und Einnahmen bringen werden.
Da Klimawandel, Klimaschutz und Klimaresilienz selbstverständlich wichtige Themen von uns allen sind, möchte ich auf einen Punkt, der in nächster Zeit gerade beim Bauen und auch darüber hinaus zunehmend wichtig werden wird, besonders hinweisen: Das ist das Thema Wiederverwendung von Materialien, auch als Kreislaufwirtschaft oder cradle-to-cradle (Wiege zu Wiege) bezeichnet. Die sogenannte graue Energie muss zur goldenen Energie der Zukunft werden, da wir uns einen weiteren Raubbau an der Erde nicht mehr leisten können. In diesem Sinne freue ich mich auf den Wahlkampf, weil ich glaube, dass wir die richtigen Themen und die richtigen Fragen stellen. Die konkreten Antworten müssen wir Grünen allerdings gemeinsam mit allen anderen im zukünftigen neuen Stadtrat suchen.